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Die Turnfin

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Funktion und Einbauposition der Turnfin

Die Turnfin bewirkt nicht nur einen stabilen Geradeauslauf des Bootes. Vor allem sorgt sie für eine saubere Kurvenfahrt. Ohne Turnfin driftet der Bootsrumpf seitlich Richtung Kurvenaußenseite. Große Kurvenradien und ein "undefiniertes" Fahrverhalten sind die Folge. Dieses "Driften" ohne Turnfin kann durchaus Spaß machen und somit bewusst gewünscht sein. In echten Rennen (zusammen mit anderen Booten) ist es jedoch kontraproduktiv. Dort sind schnelle Reaktionen auf Steuerbefehle erforderlich (Ausweichen, Überholen, etc.).

Die richtige Position der Turnfin ist sehr wichtig. Dazu müssen wir uns vor Augen halten: bei Lenkausschlägen definiert die Position der Turnfin den Drehpunkt des Bootes (um die Hochachse)! Deshalb muss die Turnfin im Schwerpunkt des Bootes sitzen. Würde sie vor oder hinter dem Schwerpunkt sitzen, produzierte sie unerwünschte Drehmomente ("Untersteuern / Übersteuern" des Bootes). Eine zu weit vorne sitzende Turnfin macht das Kurvenverhalten träge und kann sogar zum Abtauchen der Bugspitze führen. Eine zu weit hinten sitzende Turnfin macht das Boot zwar sehr agil in Kurven, aber damit gleichzeitig auch schwer beherrschbar. Außerdem leidet der stabile Geradeauslauf unter einer weit hinten liegenden Turnfin-Position. Man kann sich das Ganze hilfsweise so vorstellen, wie ein Auto mit langem oder mit kurzem Radstand.

Turnfin der Baby BulletMit der Turnfin im Schwerpunkt des Bootes bist du also auf der sicheren Seite. Der Schwerpunkt sollte allerdings bereits an der richtigen Position des Rumpfes liegen (grobe Faustregel: ca. 1/3 der Laufflächenlänge vom Heck des Bootes entfernt). Wenn du dir unsicher bist, wo die Turnfin angebracht werden sollte, halte dich unbedingt an die originalen Pläne bzw. die Bauanleitung!

Abb. rechts: Beispiel für eine profilierte Turnfin (hier die Turnfin der Switzercraft Baby Bullet)

Eine Turnfin produziert natürlich zusätzlichen Widerstand. Dieser Widerstand wird umso geringer, je "sauberer" die Turnfin in ihrem Querschnitt profiliert ist (Anm.: zur Profilierung / Dickenverteilung gibt es umfangreiche Literatur und Webressourcen bei den Fliegern, Stichwort "Profilpolaren"). Eine gut gewählte und sauber ausgeführte Profilierung führt dazu, dass die Strömung ringsum sauber an der Turnfin anliegt, an der Hinterkante sauber abreisst und keine schädlichen Wasserwirbel (= schädliche Widerstände) produziert werden. Außerdem ist eine gut profilierte Turnfin deutlich "effektiver" als eine unprofilierte. Dass eine profilierte Turnfin einer "flachen" klar überlegen ist, wurde bereits an verschiedenen Stellen angemerkt. Der etwas höhere Stirnwiderstand der profilierten Fin wird durch einen geringeren Formwiderstand und höheren Wirkungsgrad mehr als wett gemacht.

Kurz gesagt: eine kleinere, aber profilierte Turnfin erfüllt ihre Aufgabe mindestens ebenso effektiv wie eine deutlich grössere unprofilierte, produziert aber gleichzeitig viel weniger schädlichen Widerstand, weil die Strömung über die gesamteTurnfin-Länge sauber anliegt.


Herstellung einer Turnfin

Eine kurze Anmerkung vorab: der Bau einer Turnfin ist leicht, aber die saubere und richtige (sprich: effektive!) Profilierung einer Turnfin ist von Hand nicht gerade einfach zu erzielen. Das Feilen dauert seine Zeit und Abweichungen vom idealen Krümmungsverlauf der Profilierung sind unvermeidlich. Aus diesem Grund werden wir mittelfristig im » Racing Store eine in Bronze gegossene Turnfin als physikalisch exakt profiliertes Fertigteil (inkl. Rumpfbefestigung) anbieten.

Alternativ kannst du dir eine Turnfin auch selber herstellen. Zum Bau brauchst du lediglich eine Laubsäge und eine Feile:


1. Basismaterial ist ein eloxierter, L-förmiger Aluminiumwinkel aus dem Baumarkt. Die Eloxalschicht spielt keine Rolle; ebensogut kann man ein blankes Profil vom Metallhändler nehmen. Ich habe hier ein Profil mit den Abmessungen 40 x 20 x 1.5 mm benutzt. Ein etwas kleineres tut es auch, allerdings sollte die Stärke min. 1,5 mm betragen, sonst wird das Profil zu dünn.


2. Von dem Aluwinkel werden zwei Stücke abgesägt. Die Länge der Stücke beträgt: gewünschte Turnfinlänge plus min. 20mm.

Die Form der Turnfin wird auf Papier ausgedruckt (bzw. gezeichnet) und mit Sprühkleber mittig auf den langen Schenkel des Winkels geklebt. Davor und dahinter bleiben ca. 10mm stehen.


3. Dann wird die Kontur ausgesägt. Mit dem richtigen Sägeblatt geht das superfix. Du brauchst ein Metallsägeblatt mit mittlerer Zahnung und geschränkten Zähnen. Empfehlenswert ist eine so genannte Juweliersäge, mit der sich deutlich besser arbeiten lässt als mit einem einfachen Sägebogen aus dem Baumarkt.

Übrigens: spare nicht an der Qualität der Sägeblätter! Gute Blätter erleichtern die Arbeit maßgeblich und halten viel länger - dadurch kosten sie im Endeffekt auch nicht mehr als die billigen!


4. Nun ist noch der zweite Schenkel des Aluprofils viel zu breit. 5mm Breite reichen völlig. Also wird dort noch ein dicker Streifen abgesägt...


5. ... und dann machst du das Ganze nochmal spiegelverkehrt mit dem zweiten Profilstück, dass du anfangs vom Aluwinkel abgetrennt hast.

Lohn der Mühe: 2 rohe Turnfinhälften - und 4 Abfallstücke.


6. Die beiden Hälften werden mit UHU plus endfest 300 verklebt. Wichtig: die "Standflächen" (= die kurzen Schenkel des Aluwinkels) müssen exakt planparallel sein, damit die Fin später nicht schief am Rumpf sitzt. Dann wird die Klebung im Backofen ca. 20 Minuten lang bei max. 100°C getempert.

Danach kannst du dir erstmal einen Kaffee machen, damit die Turnfin auskühlen kann.


7. Jetzt kommt der kreative Teil: die Turnfin wird in profilierte "Tropfenform" gebracht. Die dickste Stelle liegt bei ca. 33% Profiltiefe (da bleiben bei der Turnfin unten an der Wurzel die ursprünglichen 3mm Materialstärke stehen). Nach vorne wird bogenförmig ausgerundet, die Nase kriegt einen gleichmässigen Radius. Nach hinten wird nahezu flach zugespitzt.

Fang zuerst mit einer großen, dicken, fetten Flachfeile an, dann folgen flache Schlüsselfeilen und schliesslich 320er / 600er / 800er / 2000er Naßschleifpapier (2000er Körnung und mehr gibt's im KFZ-Zubehörhandel).

Zum Schluß kriegen die beiden "Laschen" der Grundplatte noch zwei 4mm Bohrungen, 45° angesenkt für Senkkopfschrauben. Und schon hast du eine schöne, halbwegs gut profilierte Turnfin, die du unter dem Rumpfbden deines Bootes verschrauben kannst. Am besten fräst du in die Bodenbeplankung eine Aussparung in Form der Turnfin-"Standfläche", dann verschwindet diese Fläche bündig (also strömungsgünstig) im Rumpfboden.


8. Wenn du nun noch etwas für's Modellbau-Ego tun möchtest, kannst du die Finne auf Hochglanz polieren.  Das geht ganz einfach mit einem Baumwolllappen und... ganz normaler Zahnpasta! Zugegeben: realistisch betrachtet lohnt diese Mühe kaum. Denn bei der ersten "Feindberührung" oder beim ersten kleinen Ast im See kriegt die Turnfin sowieso wieder erste Kratzer und die glänzende Oberfläche wird im Wasser recht schnell wieder stumpf. Aber wenn dein Boot auf dem Regal steht, sieht dieser Spiegelglanz toll aus.

(Abb. links: polierte Turnfins der Baby Bullet und der Atomite)

Die ideale Profilierung (z.B. ein exaktes NACA 0009-Profil) lässt sich so einfach "frei Hand" natürlich nicht erzielen. Dennoch erhält man auf diese einfach nachvollziehbare Art mit etwas Sorgfalt ein halbwegs gut profiliertes Ergebnis... und es ist spottbillig! Aus 1m Aluprofil sägt man ca. 7-8 Turnfins.


Zuletzt aktualisiert am Freitag, den 17. Oktober 2014 um 17:02 Uhr