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Die Idee zu einer neuen RC-Rennklasse

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» Die Vorgeschichte
» Eine neue Rennklasse entsteht
» Der Garagengroove: die Philosophie von 152VO

 

Die Vorgeschichte

Unsere Geschichte beginnt im Spätsommer 2010. An einem regnerischen Sonntag surfte ich im Internet, wie immer auf der Suche nach schicken und ungewöhnlichen Booten. Eher zufällig fand ich auf » YouTube ein altes Video aus den 30er Jahren. Hemdsärmelige Männer trugen mit rassigen kleinen Sperrholzbooten Außenborder-Rennen aus. Und sie hatten ganz offensichtlich jede Menge Spass dabei:

Dieses Video war der erste Funke zu einer zündenden Idee: solche Bootsrennen der 30er- bis 50er-Jahre müsste man mit vorbildgetreuen RC-Modellen austragen! Und damit war der 152VO-Virus geboren, der sich wie ein Lauffeuer verbreitete und keine drei Jahre später halb Europa infiziert hatte.

Natürlich war mir bewusst, dass es bereits jede Menge RC-Rennklassen und Rennbootmodelle gibt. Aber das hier war etwas anderes. Diese Boote waren viel schöner als die heute üblichen GFK-Rennmodelle. Entsprechende Modellboote gab es nicht auf dem Markt: eine Mischung aus klassischer Mahagoni-Seifenkiste, Gentlemen's Racer und HotRod. Und darüber hinaus war hier offensichtlich viel mehr Spass im Spiel. Die Materialschlachten herkömmlicher RC-Bootsrennen, bei denen es oftmals nur noch um den letzten Bruchteil einer Sekunde geht, wo jeder gegen jeden fährt - das fand ich wenig spannend. Aber eine Rennklasse nach klassischem Vorbild, mit edlen Booten und schönem Rennfeld, mit Teamgeist und Spass statt Konkurrenzkampf, mit minimalen Regeln und viel Freiheit, mit einfachen Mitteln und "Hobbybudget" realisierbar... das wäre doch mal etwas wirklich Neues!

Die Gründung einer neuen Rennklasse - ein so großes Ziel lässt sich am besten im Team realisieren. Und darum stellte ich im Oktober 2010 in einem externen Modellbauforum die Frage: gibt es noch weitere Leute, die sich für diese Boote und Rennen begeistern können - ausgetragen mit RC-Modellen?

 

Eine Rennklasse entsteht

Die Resonanz der angesprichenen Modellbauer war überraschend groß, ja geradezu überwältigend. Zuerst kamen jede Menge Fragen: was sind das für Boote? Wo findet man Infos darüber? Wie werden die gebaut? Gibt es Baupläne? Ist das Ganze überhaupt realisierbar, sowohl technisch als auch organisatorisch? (Die gesamte Einstiegsdiskussion ist » hier zu lesen).

Um es vorweg zu nehmen: es ist machbar - und die Ergebnisse haben unsere anfänglichen Erwartungen sogar weit übertroffen! Diese Modelle sehen nicht nur phantastisch aus - sie fahren auch noch unglaublich gut! Aber der Reihe nach: wir begannen, konkrete Modelle aus Vorbildplänen zu entwickeln und verschiedene technische Lösungen zu erproben. In den 50er Jahren wurden - neben den professionell gebauten Rennbooten - etliche Baupläne zu diesen kleinen Außenborder-Rennbooten in Do-it-yourself-Zeitschriften veröffentlicht. An jedem Kiosk gab es Pläne zum Bau eines eigenen Outboard-Rennboots. Und viele dieser Pläne sind heute noch verfügbar. Nur als Beispiel seien die folgenden vier Racer genannt:


SpitfireSpitfire (Class-B Step-Hydro), 1955

Originaldaten:

Länge: 9' - 10" (2.99 m)
Breite: 51" (1,29 m)
Motor: 20 ci. (328 ccm) / 16 PS
Geschwindigkeit: 50 mph (80,5 km/h)
Konstrukteur: W. D. Jackson

Modelldaten:

Länge: 576 mm
Breite: 249 mm
Geschwindigkeit: ca. 35 km/h


AtomiteAtomite (Cottage Racer), 1949

Originaldaten:

Länge: 9' - 5" (2,87 m)
Breite: 53" (1,35 m)
Motor: 10 ci. (164 ccm) / 7,5 PS
Geschwindigkeit: 30 mph (48,3 km/h)
Konstrukteur: W. D. Jackson

Modelldaten:

Länge: 552 mm
Breite: 259 mm
Geschwindigkeit: ca. 22 km/h


JinxJinx (Class-B Runabout), 1951

Originaldaten:

Länge: 11' - 2" (3,40 m)
Breite: 52,5" (1,33 m)
Motor: 20 ci. (328 ccm) / 16 PS
Geschwindigkeit: 44 mph (70,8 km/h)
Kostrukteur: Harold ("Hal") Kelly

Modelldaten:

Länge: 655 mm
Breite: 256 mm
Geschwindigkeit: ca. 31 km/h


Flying SaucerFlying Saucer (Cottage Racer), 1951

Originaldaten:

Länge: 8' - 1/4" (2,45 m)
Breite: 44" (1,12 m)
Motor: 10 ci. (164 ccm) / 7,5 PS
Geschwindigkeit: 30 mph (48,3 km/h)
Konstrukteur: Jim Bunting

Modelldaten:

Länge: 470 mm
Breite: 215 mm
Geschwindigkeit: ca. 22 km/h


Schnell wurde klar: hier muss Pionierarbeit geleistet werden! Die amerikanischen Pläne wurden "übersetzt", die Vorbilder wurden recherchiert, Modellbaupläne wurden gezeichnet, die Modelltechnik wurde entwickelt. Um Infos auszutauschen und die Ergebnisse zu diskutieren, wurde ein Webportal aufgebaut und ein eigenes » Forum integriert. Dort wurden auch die gemeinsamen Bauregeln erörtert bzw. per Abstimmung festgelegt. Und schon bald war das erste Dutzend Outboard-Racer im Bau.

Das Ziel der » Bauregeln ist es, ein möglichst "real" aussehendes, einheitliches Rennfeld zu gewährleisten, aber gleichzeitig eine bunte Vielfalt verschiedenster Modelle zu ermöglichen. Die Hauptregeln sind schnell zusammen gefasst:

  • vorbildgetreuer bzw. vorbildnaher Modellnachbau eines Außenbord-Rennboots in (Sperr-)Holzbauweise, Baujahr zwischen 1924 und 1960, knieend gefahren und mit Steuerrad und Handgashebel gelenkt,
  • Länge des nachgebauten Original-Rennboots zwischen 8 und 15 Fuß (je nach Länge werden die 152VO-Modelle in verschiedene "Divisions" eingeteilt),
  • alle Modelle werden vorbildgerecht aus Holz gebaut und mit einem voll funktionsfähigen Außenbordmotor betrieben (keine Attrappe, kein versteckter Motor im Rumpf!),
  • alle Modelle werden mit einer möglichst naturgetreuen Fahrerfigur versehen (keine Comicfiguren, Barbies oder Plüschtiere, keine leeren "Geisterboote").

Zum Schluß die wichtigste Bauregel: als Maßstab einigten wir uns » aus guten Gründen auf 1:5,2. Und dieser Maßstab gab auch der neuen Klasse ihren Namen:

152VO - Vintage Outboard Racing im Maßstab 1:5,2!

 

Der "Garagengroove" - die Philosophie der 152VO-Rennklasse

"152VO" ist ein Gesamtkonzept, dass sich deutlich von herkömmlichen RC-Rennbootklassen und -veranstaltungen unterscheidet. 152VO ist bunt, wild, individualistisch, sexy... und hochgradig ansteckend! Materialschlachten, Leistungskampf und spassbefreite Star-Allüren lehnen wir entschieden ab. Statt dessen verstehen wir uns als internationalen "Gentlemen's Club" in der Tradition jener hemdsärmeligen Kerle, die in den Garagen und Hinterhöfen der 50er Jahre mit einfachen Mitteln ganz besondere Rennmaschinen geschaffen haben. Individualistisch, mit Rock'n'Roll im Blut, mit Begeisterung für die gemeinsame Sache und einem Höchstmaß an Spass und freundschaftlicher Hilfe. 

Unter den 152VO-Piloten existiert ein "Ehrenkodex", der diese Rennklasse zu etwas Besonderem macht - wir nennen ihn den "Garagengroove":

  • Internationaler Teamgeist über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg, schräge Ideen und maximaler gemeinsamer Spass sind uns wichtig, nicht maximale Höchstleistungen und Einzelkämpfer-Egomanie.
  • Mit preiswerten Standardkomonenten richtig tolle Fahrleistungen zu erzielen ist uns wichtiger als maximale Spitzengeschwindigkeiten mit ultrateuren Setups.
  • Spannende Wettbewerbe und pures Adrenalin: JA! Konkurrenzkampf, Vorteilsnahme und Egoismus: NEIN!
  • Individualismus und Kreativität sind uns wichtiger als alle Vereinsstrukturen, Dachverbände und Kommissionen.

Diese Einstellung orientiert sich an der Philosophie der » 50er-Jahre-Cottage Races. Peter Hunn beschreibt in seinem Buch » "The Vintage Culture of Outboard Racing" den damaligen Teamgeist in einem Gespräch zwischen zwei Rennfahrern:

"Sharing your experience with your opponent probably means you'll loose your "fastest boat on the lake" title. 'Course, you know the true spirit of cottage racing includes sharing what you know with your competitors. That way, the competition become friends, they give some of their competition secrets with you, and the racing stays fun. Remember, people are more important than boats and motors. Live like you're in a race to make and keep the most friends."

Übersetzung: "Wenn du deine Erfahrungen mit deinem Gegner teilst, bedeutet das möglicherweise, dass du deinen Rang als 'schnellstes Boot auf dem See' verlierst. Aber du weisst ja: der wahre Geist des Cottage Racing bedeutet, dein Wissen mit deinen Konkurrenten zu teilen. Auf diese Art werden Gegner zu Freunden. Sie weihen sich gegenseitig in ihre Wettbewerbs-Geheimnisse ein und so bleiben die Rennen freundschaftlich. Denk daran: Menschen sind wichtiger als Boote und Motoren. Das wahre Rennen deines Leben ist es, Freunde zu finden und Freundschaften zu erhalten."

Aber all das sind nur hilfsweise Erklärungen, die unseren gemeinsamen Riesenspaß kaum beschreiben können. Was den 152VO-Groove wirklich ausmacht - das erfährst du ganz schnell, wenn du auf eine 152VO-Competition kommst und mitmachst! Der Einstieg ist denkbar einfach: jeder Interessierte ist uns herzlich willkommen, du bekommst in unserem Forum so viel und so lange Hilfe, bis dein 152VO-Racer einwandfrei läuft.

Join in and have fun!

Zuletzt aktualisiert am Freitag, den 06. Februar 2015 um 10:58 Uhr