Nun aber zum eigentlichen Beplanken. Dean hat das Sperrholz bereits auf der Innenseite gebeizt, damit es hinterher im Cockpit keine unschönen Flecken gibt. Die grob vorgeschnittene erste Rumpfbodenhälfte wird - mit einer Kante genau auf der Mitte der Kielleiste ausgerichtet - aufgeleimt und ringsum fest verklammert. Zusätzliche Bleigewichte drücken sie fest an die Spanten. Und dann darf das Ganze erstmal über Nacht in Ruhe trocknen.
Dean ist heute etwas nervös: die erste Beplankungshälfte ist verleimt und über Nacht getrocknet. Ist alles verzugsfrei geblieben? Wird die Leimung halten? Liegt die Lauffläche ringsum überall gut am Rahmen an? Er entfernt alle Klammern, versäubert die überstehenden Sperrholzkanten mit Hobel, Feilen, Messern und Schleifklötzen... und inspiziert dann sorgfältig das Ergebnis. Na, das sieht doch gar nicht mal so schlecht aus:
Nun wird die zweite Hälfte grob mit Übermaß zugeschnitten, am Heck fixiert und dann in Form gebügelt. Auch sie wurde bereits vorher auf der Rückseite gebeizt:
Nachdem auch diese Seite am Rahmen anliegt, wird sie ebenfalls verleimt und verklammert. Eine Verklammerung am Kiel ist bei der zweiten Platte nicht mehr möglich. Darum wird der stoss mit Kreppband fest verklebt. Zusätzlich stemmt Dean wieder die schweren Bleigewichte auf den Plattenstoß:
Nachdem auch die zweite Hälfte gut durchgetrocknet ist, werden die Kanten grob zugeschliffen. Der Feinschliff erfolgt erst, wenn auch die hintere Lauffläche angebracht ist. Dean ist zufrieden: da gibt es nichts zu spachteln... die beiden Flächen sitzen fugenlos und bündig aneinander. Bei den dunklen Stellen, die man am Plattenstoß zwischen den beiden Flächen sieht, handelt es sich um Beize, die beim Beizen der Innenseiten um die Plattenkanten gelaufen ist. Völlig egal, da eh hinterher alles gebeizt wird.
Es ist unglaublich, welche Stabilität und Verwindungssteifigkeit die Bugspitze nun erlangt hat. Bug und Kiellinie verlaufen schön gerade und sind rasiermesserscharf.
(Anm. d. Chronisten: Dean rasiert sich nihct allzu oft, daher kann man diese Metapher fast schon wörtlich nehmen). Wenn ihm da beim Rennen ein Kontrahent zu sehr in die Quere kommen sollte... Dean grinst still vor sich hin.
Aber zuvor muss er sich mal einen optischen Eindruck verschaffen, wie das Baby mit der hinteren Lauffläche aussehen wird. Die liegt nämlich schon zugeschnitten im Holzlager und wird nun kurz provisorisch festgeklammert:
Natürlich hätte er auch direkt in einem Stück von vorne bis hinten durchbeplanken können. Aber er wollte im hinteren Bereich (dem mit Abstand wichtigsten Bereich der Lauffläche bei Gleitfahrt!) keinerlei Fugen und Stösse haben. Konnte ja vorher niemand ahnen, dass die vordere Beplankung auch keine Fugen aufweist.
Hinten steht sie noch etwas zu weit über - sie muss bündig mit den kleinen Dreiecken unter den Tail fins abschliessen. Da ist also noch etwas Nacharbeit an der Stoßfuge zu den vorderen Laufflächen notwenig. Na gut - besser zu lang als zu kurz.
Nachdem auch der hintere Teil verleimt, verklammert, verschliffen ist, hat Dean für heute Feierabend. Aber bevor er sich einem kühlen Bier und der neusten Ausgabe der "Speed And Spray" widmet, muss er unbedingt noch eine Sache nachmessen. Eine Sache, die ihm Kopfschmerzen bereitet hat. Da hat so viel Spannung in den engen Radien der Laufflächen gesteckt, da sind so viele Wölbungen im Rumpfboden... Er holt eine lange Holzplatte aus dem Lager, legt sie hochkant - parallel zur Rumpflängsachse - übers ganze Boot, peilt entlang, peilt gegen das Licht, prüft jeden Zentimeter, aber...
... kein Problem: it's a Flat-Bottom!