Das Finish
Unsere Holzboote müssen ringsum - außen und innen! - vor Wasser, Feuchtigkeit und Staunässe geschützt werden. Eine einfache Lackierung mit Klarlack reicht nicht aus, um das Holz zuverlässig für viele Jahre zu versiegeln.
Grundierung
Die Grundierung hat den Zweck, tief in die Holzfasern einzudringen, mikroskopisch feine Hohlräume aufzufüllen und einen stabilen Untergrund für die nachfolgende Lackierung zu schaffen. Nicht grundiertes Holz arbeitet auch noch nach Jahren und lässt den Decklack im Lauf der Zeit in die Holzporen einsacken. Dadurch bilden sich Mikrorisse im Lack, Wasser dringt kapillar unter die Lackschicht und das Boot wird im Lauf der Zeit unansehlich und schliesslich undicht. Die richtige Grundierung ist also elementar wichtig.
Als Grundierung hat sich G4 Yachtcare von Voss Chemie hervorragend bewährt. Es ist ein Polyurethanlack, der unbedingt zusammen mit der passenden Verdünnung (PU-Verdünnung von Voss Chemie) angewendet werden muss. Andere Verdünnungen (z.B. Universalverdünner, Nitro-Verdünner, etc.) vertragen sich nicht mit G4!
Nachdem dein Rohbau zum letzten Mal verschliffen ist (280er oder 320er Körnung), erfolgen zuerst einmal zwei G4-Lackaufträge, die im Verhältnis 1:2 verdünnt werden (1 Teil G4, 2 Teile PU-Verdünner). Diese Mischung dringt extrem tief ins Holz ein und "plastifiziert" es sozusagen von innen. Nachdem jede Lackschicht gründlich durchgetrocknet ist, folgt immer ein leichter Zwischenschliff mit 600er Naßschleifpapier. "Leicht" ist wörtlich zu verstehen: es sollen lediglich die hochstehenden Fasern plangeschliffen und die Lackschicht etwas angerauht werden, darum mit sehr wenig Druck schleifen! Danach folgen ein bis zwei weitere G4-Lackierungen, diesmal im Verhältnis 1:1 verdünnt. Danach sollte das Holz keinen Lack mehr aufsaugen, alle Poren sind nun geschlossen. Damit haben wir einen stabilen, saugfreien Untergrund für die eigentliche Lackierung geschaffen.
Farblose Decklackierung
Die weiteren 4-6 Lackschichten können ebenfalls mit G4 vorgenommen werden, wobei immer weniger Verdünner zugesetzt wird. Die letzte Schicht sollte nur noch ca. 30% Verdünner enthalten. Eine unverdünnte G4-Anwendung (wie sie der Hersteller für die Endlackierung großer Yachen vorschlägt) können wir für unsere Modelle nicht empfehlen! Der Lack ist dann zu zäh (honigartig), um auf den kleinen Flächen sauber zu verlaufen.
G4 ist nicht UV-resistent und vergilbt daher im Lauf der Zeit relativ stark. Dass kann bei unseren Booten durchaus erwünscht sein, weil dieser Gelbstich einen zusätzlichen "Vintage-Look" schafft. Wer den Gelbstich vermeiden möchte, der benutzt für die Decklackierung G8 von Voss-Chemie. G8 ist vollständig UV-beständig, aber auch deutlich teurer als G4. G8 darf ebenfalls nur mit speziellem PU-Verdünner verdünnt werden. Beide Lacke haben einen großen Nachteil: die Pinsel lassen sich nur schwer reinigen und sind nach einigen Lackaufträgen unbrauchbar geworden. G4 und G8 härten aus, indem sie Luftfeuchtigkeit aufnehmen. Darum müssen die Dosen stets sorgfältig (luftdicht!) verschlossen werden.
Wenn du dein Boot im klarlackierten "Echtholz-Look" belassen möchtest, ist es nun - nach ca. 8-10 PU-Lackschichten - fertig. Wenn du möchtest, kannst du zum Schluss noch 1-2 Schichten 2K-Klarlack aufbringen.
Farbige Decklackierung
Wenn du statt eines "Naturholz-Looks" ein farbiges Boot bevorzugst, kannst du es nun noch mit Sprühlacken behandeln. Dazu haben sich die Molotow-Artist-Kunstharzlacke ganz hervorragend bewährt. Die 400ml-Dosen sind ausgesprochen preiswert, hoch pigmentiert (= sehr gut deckend), verlaufen sehr gut und bilden bei dünnen Sprühaufträgen keinerlei "Lacknasen". Außerdem sind die Molotow-Sprühlacke in über 250(!) verschiedenen Farbtönen erhältlich.
Bedenke bei einer farbigen Lackierung jedoch auch, dass "bunte Boote" erst ab den 60er Jahren in Mode kamen. Von den 20er bis Ende der 50er Jahre waren so gut wie alle Boote farblos lackiert. Ein vorbildgetreues Boot ist also in den seltensten Fällen "bunt".
Decals
Wenn du dein Boot mit Decals (Wasserschiebebilder, Aufkleber) verzieren möchtest, solltest du sie unbedingt mit mindestens 1-2 Schichten Klarlack schützen. Sonst wird im Lauf der Zeit von den Kanten her Wasser unter die Decals ziehen und sie unansehlich machen bzw. vollständig ablösen.
Die Decals und Logos, die im Racing Store angeboten werden, sind auf hauchdünner Wasserschiebefolie gedruckt; der Druck erfolgt auf professionellen 10-Farb-Druckern. Eine Anleitung zum fachgerechten Aufbringen der Wasserschieber-Decals findest du » hier. Die Wasserschieber lassen sich problemlos mit PU-Klarlacken überlackieren. Vorsicht bei Kunstharz- und Nitrolacken: sie greifen die Decalfolie an!
Übrigens: die foliengeschnittenen 152VO-Startnummern können ebenfalls problemlos mit G4/G8 überlackiert werden.
Versiegelung mit 2K-Lack
Wie schon erwähnt, kannst du dein (naturfarbenes oder farbig lackiertes) Boot ganz zum Schluß noch mit Zweikomponenten-Klarlack (2K-Lack) versiegeln. Diese Versiegelung ist prinzipiell nicht notwenig, sie macht dein Boot auch nicht "wasserfester". Der 2K-Lack hat jedoch einen anderen Vorteil: er wird extrem hart und lässt sich deshalb - im Gegensatz zu den weicheren PU-Lacken - auf Hochglanz polieren.
Wenn du diesen "Spiegelglanz" an deinem Boot erreichen möchtest, rauhst du die letzte PU-Lackschicht leicht mit 600er Naßschleifpapier aus und sprühst naß-in-naß ein bis drei Schichten 2K-Klarlack auf. Nach vollständiger Durchhärtung schleifst du den Lack nach und nach mit 1000er bis 3000er Körnung (unbedingt naß schleifen!) und polierst ihn dann mit handelsüblicher KFZ-Politur und Watte aus.
Bedenke jedoch auch dabei wieder, dass ein solcher spiegelnder Hochglanz sehr schnell "unecht" wirken kann. Die alten Outboard-Racer hatten praktisch immer einen matten Seidenglanz.
Beschichtung mit Glasmatte und Epoxy
In einigen originalen Bauplänen wird die Verwendung von Glasmatte und Epoxy auf den Bootsrümpfen (speziell auf der Lauffläche) vorgeschlagen. Das ist bei unseren 152VO-Modellen nicht notwendig! Denn die Lacke und Kleber, die uns heute zur Verfügung stehen, sind um Welten besser als das Material der 50er-Jahre. Wer damals sein Boot mit "Weldwood Glue" gebaut und mit "Great Lakes Varnish" lackiert hatte, der musste die Versiegelung mindestens einmal jährlich erneuern. Heute benutzen wir wasserfesten Weißleim und PU-Lacke... und haben auf ewig Ruhe.
Deshalb können wir Glasmatte und Epoxy nicht empfehlen - sie machen dein Boot nur unnötig schwer. Außerdem werden etwaige Reparaturen an "verglasten" Rümpfen komplizierter.
Andere Lacke und Versiegelungen
Eine Versiegelung des Rumpfes mit Epoxy können wir nicht empfehlen. Epoxydharz ist sehr zäh und lässt sich nur mühselig schleifen. Epoxy kann zwar mit Aceton dünnflüssiger gemacht werden, aber dadurch wird das Harz auch gleichzeitig chemisch unstabiler. Außerdem dringt selbst hoch verdünntes Epoxydharz nicht so tief in die Holzfasern ein wie hochverdünntes G4.
Ebenfalls nicht empfehlenswert ist die Verwendung von Clou Yachtlack. Es handelt sich dabei zwar auch um einen PU-Lack, der allerdings nur recht schlecht verläuft und entsprechend schwierig zu verarbeiten ist. Außerdem sind die Trocknungszeiten deutlich höher als bei G4/G8.
Auch von einer Grundierung mit Porenfüller-Lack (z.B. Graupner Porenfüller, Clou Schnellschleifgrundierung, etc.) können wir nur abraten! Dieser Lack ist für andere Anwendungen entwickelt worden: er enthält sehr viele Füllstoffe, um die vielen Poren von grobfaserigem, stark saugendem Holz wie z.B. Balsa oberflächlich zu verschliessen. Er dringt deshalb nicht tief in ie Faser und nimmt dem Holz nicht seine natürliche Materialdehnung.
Vordergründig sehr reizvoll ist die Verwendung von Holzölen, Firnissen und Lasuren zur Behandlung unserer Holzrümpfe (z.B. Leinöl, Schelllack, etc.). Im Gegensatz zu PU-Beschichtungen ergibt sich bei diesen Produkten eine wundervoll natürliche Holzwirkung mit offenporigem Charakter und schönem Seidenglanz. Trotz aller Ästhetik: benutzt diese Produkte nicht für eure 152VO-Racer! Sie machen zwar die Holzoberflächen wasserabweisend und feucht abwischbar, aber eben nicht dauerhaft wasserfest! Und was nützt dir die schönste Oberfläche, wenn dein Boot im Lauf der Zeit durch Staunässe und Restfeuchtigkeit von innen vergammelt?
Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 08. Juli 2014 um 12:01 Uhr