Christian + Matthias, ein Vorschlag dazu: geht mal spaßeshalber andersrum vor und probiert, die BB mit (fast)
null Grad AB-Tilt zum Laufen zu bringen. Ich schwöre euch in die Hand: sie läuft dann nicht nur energieärmer / trockener, sondern das gesamte Handling wird besser. Ich gehe beim Einstellen folgendermaßen vor:
- Grundregel (für Utilities): richtiger Schwerpunkt, voll getauchter / kleiner Prop, verschiedene Pröpse probieren, AB-Tilt nahe Null
- Probefahrten / Setupänderungen immer bei
ruhigem Wasser, damit Auswirkungen klar erkennbar sind
- immer nur
ein Parameter ändern, mit sehr
geringen Änderungen (z.B.
maximal 1mm mehr oder weniger AB-Höhe, denn das Optimum könnte dazwischen liegen), danach wieder probefahren
- nicht das Anfahren (bzw. Aufgleitphase) beurteilen oder "optimieren" wollen, sondern die Fahrlage und das Handling sowohl bei Vollgas als auch in Kurven. Es kommt häufig vor (und ist auch völlig ok), dass ein perfekt eingestelltes Boot Anfahrschwächen hat (völlig egal - zumal wir Closed Course ja eh mit fliegendem Start fahren)
- zuerst richtigen Schwerpunkt "erfahren", der Tilt bleibt dabei erstmal stur auf drop-dead Null und die Kavitationsplatte ca. 3mm über der Lauffläche (Bezugslinie ist dabei immer die letzten flachen Zentimeter der Lauffläche). Der optimale Schwerpunkt liegt bei fast allen Utilities in der Verlängerung des Steering Boards (i.d.R. plusminus keine 3 cm). Die Finne muss immer im Schwerpunkt angebracht sein
- die richtige Höhe des ABs "erfahren" und dabei evtl. die Position des Schwerpunkts korrigieren. Bei Utilities den AB eher "zu tief" als "zu hoch" einstellen (ein voll getauchter Prop bringt mehr Schub und vor allem besseres Handling). Bei Modellen nach Originalplan: nicht zu sehr auf den originalen Schwerpunkt fokussieren - die hatten ganz andere Voraussetzungen als wir (vergleichsweise schwache Motoren, sehr geringe Drehzahl, Drehmoment erst im oberen Drehbereich). Unser optimaler Schwerpunkt liegt in aller Regel weiter vorn als bei den Original-Utilities
- Recht wichtig (und oft stark unterschätzt): die Auswirkung unterschiedlicher Props auf das Fahrverhalten! Der Prop ist der einzige Teil des Bootes, der die aufgewendete (Dreh-)Energie in Vortrieb verwandelt. Und die einzige Schnittstelle zwischen Motor und Wasser... und das merkt man erheblich! Unterschiedliche (kleine!!!) Props ausprobieren, keinesfalls grösser als 32mm. Da kommen teilweise in der Praxis ganz "seltsame" Dinge bei raus... ich hatte z.B. mal einem Teamkollegen auf der 2nd Competition empfohlen, den 33er K-Prop seiner Applesauce gegen einen X427er (!!) Octura auszutauschen... und danach war die Karre nicht mehr wiederzuerkennen.
- Generell: bei einem gut laufenden Utility (kein Titschen, stabile Gleitfahrt, unkritisches Handling) ist ein 2-Blatt-Prop zu bevorzugen, weil er höher dreht. Bei einem weniger gut laufenden Rumpf kann ein 3-Blatt das Boot "beruhigen" und das Handling entsprechend verbessern (immer 2 Blätter im direkten Eingriff, weniger Propwalk). Die grössere Gesamt-Blattfläche des 3-Blatt bringt zwar mehr Schub, kostet aber auch Drehzahl. (Anm.: da die BB sehr stabil läuft und es praktisch unmöglich ist, das Kit mit Verzug aufzubauen, kann man diesen Punkt vernachlässigen und direkt auf 2-Blatt gehen).
- Erst wenn all das noch nichts hilft: dem AB als letztes Mittel leicht Tilt geben. Aber immer so wenig wie möglich. Das ist immer so eine zweischneidige Sache: einerseits kriegt man jedes Boot mit viel Tilt ruhig gestellt (auch ein völlig falsch eingestelltes), andererseits drückt man das Boot damit "gegen seinen Willen" auf die Nase, erhöht Rumpfwiderstand und Stromaufnahme, reduziert Endgeschwindigkeit und Handling, hat ein "naß laufendes" Boot.
Allgemein kann man bei Utilities sagen: "drücken" des ABs funktioniert immer, ist aber i.d.R. nur der "zweitbeste" Weg, weil man dadurch andere Setup-"Fehler" rasch übersieht.