tschakaa schrieb:
Das Ding hat bei uns keinen Sinn, außer als Halterung für den Wassereinlaß.
... pfalsch!
Funktion der Kavitationsplatte am AB:
Eigentlich ist bereits der Begriff falsch gewählt: die Platte verhindert keine Kavitation, sondern soll Ventilation (= Ansaugen von Luft) verhindern, müsste also eigentlich "Anti-Ventilations-Platte" heissen.
Betrachten wir die Ausgangssituation: der Motor (bzw. Prop) steht, das Medium (Wasser) ist oberhalb des Props "leicht" (nur wenig Wassermasse), unterhalb des Props "schwer" (viel Wassermasse). Wenn der Prop zu drehen beginnt, saugt er deshalb vorrangig das Wasser von oben an... und damit auch jede Menge Luft. Das setzt eine "Kettenreaktion" in Gang:
-> die Last auf den Prop verringert sich
-> der Motor überdreht
-> noch mehr Luft wird ins Wasser gerissen
-> eine Gasblase bildet sich
-> der Prop greift nicht mehr im Wasser
-> die Last verringert sich dadurch noch weiter
-> der Motor dreht noch höher
-> der Prop verliert völlig den Kraftschluss zum Wasser
Diesen Zustand kann man beenden, indem man Gas wegnimmt, damit sich die Luftblase ablösen und zurück an die Wasseroberfläche steigen kann. Dann beginnt der Prop wieder im Wasser zu greifen.
Die "Kavititionsplatte" (= Anti-Ventilations-Platte) soll also
a) beim Anfahren,
b) in scharfen Kurven und
c) bei extrem getrimmten Antrieben
verhindern, dass die Luft über der Wasseroberfläche an die Unterdruckseite (= Vorderseite) des Propellers gelangen kann und dadurch den Kraftschluss zwischen Prop und Wasser verringert bzw. abreissen lässt. Sie "versucht" also sozusagen die "fehlende Masse" des Wassers oberhalb des Propellers zu kompensieren.
Sobald wir in stabiler Gleitfahrt sind, macht die "Kavitationsplatte" im Grunde keinen Sinn mehr. Denn in diesem Zustand läuft ein halb- /dreiviertel getauchter Hydroprop sowieso in Hyper-Ventilation. Sprich: er reisst so viel Luft ins Wasser, dass sich (erwünscht!) praktisch nur noch Luftmoleküle an der Blattoberseite befinden. Der Prop läuft also sozusagen in einer hauchdünnen Luftschicht. Dadurch wird der Reibungswiderstand vermindert und der Motor erzielt eine höhere Enddrehzahl als bei einem voll getauchten Prop mit entsprechend mehr benetzter Fläche = mehr Reibungsverluste.
Was ist Kavitation überhaupt?
Unter Kavitation versteht man, dass der Propeller sich nicht mehr in dem Medium Wasser abstützen kann und praktisch von Luft umgeben frei dreht.
Nein, das ist ebenfalls
Ventilation - siehe oben!
Unter
Kavitation versteht man die Bildung von Dampfblasen durch Verringerung des Siedepunktes. Am Beispiel des Bootes / Props: mit zunehmender Geschwindigkeit verringert sich der Druck, den das Wasser auf einen Körper ausübt. Verringerter Druck bedeutet: die Siedetemperatur des Wassers sinkt. Irgendwann ist der Druck so gering (= die Geschwindigkeit so hoch), dass das Wasser bereits bei normaler Umgebungstemperatur siedet = in gasförmigen Zustand übergeht. Das geschieht i.d.R. an der Vorderkante des Props (kann aber in Extremfällen z.B. auch an den Seiten der Lower Unit auftreten). Eine scharf geschliffene Vorderseite (Eintrittskante) des Props, so wie wir sie gerne haben / haben wollen, begünstigt Kavitation sogar noch. Sobald diese kleinen Dampfblasen unter Einwirkung des äußeren Drucks (= höhere Dichte des umgebenden Wassers) an der Oberfläche des Props implodieren (= harte Kavitation, "Dampfschlag"), können sie Erosion (= Beschädigungen der Propoberfläche) bewirken.
Massive Kavitation und entsprechende Beschädigungen des Props sind für uns aber nur ein stark untergeordnetes Problem (-> ich habe bei unseren Outboard-Racern noch keinen Prop gesehen, der durch Kavitation beschädigt wurde).