Heute mal ganz ohne Werkstatt: ein kleiner Turnfin-Exkurs. Dass eine profilierte Turnfin einer flachen klar überlegen ist, wurde bereits an verschiedenen Stellen angemerkt. Der etwas höhere Stirnwiderstand der profilierten Fin wird durch einen geringeren Formwiderstand und höheren Wirkungsgrad mehr als wett gemacht.
Kurz gesagt: eine kleinere, profilierte Turnfin wirkt ebenso effektiv wie eine grössere unprofilierte, produziert aber gleichzeitig weniger Widerstand.
Außerdem war mir wichtig, dass die Turnfin über eine Sollbruchstelle vom Rumpf abreissen kann und einfach auszuwechseln ist. Sie wird mit 2 M4-Nylonschrauben am Kiel befestigt, der im Rumpfinneren 2 Gewindehülsen beherbergt. Die Grundplatte der Turnfin verschwindet bündig im Rumpfboden, sprich: in einer einfachen Aussparung der Beplankung (Fin-Plattenstärke = Beplankungsstärke).
Da ich schonmal dabei war, habe ich gleich zwei angefertigt: eine etwas grössere für die Baby Bullet und eine etwas kleinere für die Atomite:
Der Bau ist so simpel, dass ihn wirklich JEDER hinkriegt, der über eine Laubsäge und eine Feile verfügt. Basismaterial ist ein eloxierter (Hart-)Aluminiumwinkel aus dem Baumarkt (hier einer von 40 x 20 x 1.5 mm):
Von dem Winkel werden zwei Stücke abgesägt. Länge = Turnfinlänge plus min. 20mm. Die Form der Turnfin wird auf Papier ausgedruckt (bzw. gezeichnet), mit Sprühkleber auf den Winkel geklebt und mit der Laubsäge ausgesägt:
Mit dem richtigen Sägeblatt (Metallsägeblatt mit mittlerer Zahnung und geschränkten Zähnen) geht das superfix:
Jetzt ist der zweite Schenkel noch viel zu breit, also wird dort noch ein dicker Streifen abgesägt:
Das Ganze dann nochmal spiegelverkehrt mit dem zweiten Stück Aluwinkel. Lohn der Mühe: 2 rohe Turnfinhälften und 4 Abfallstücke:
Die beiden Hälften werden mit UHU plus endfest 300 verklebt. Wichtig: die "Standflächen" müssen exakt planparallel sein, damit die Fin später nicht krumm am Rumpf sitzt. Dann wird die Klebung 20 Minuten im Backofen bei 100°C getempert.
Jetzt kommt der kreative Teil: die Turnfin wird in Tropfenform gebracht. Die dickste Stelle liegt bei ca. 33% Profiltiefe (da bleibt die Turnfin unten an der Wurzel die ursprünglichen 3mm stark). Nach vorne wird bogenförmig ausgerundet, die Nase kriegt einen gleichmässigen Radius, nach hinten nahezu flach zugespitzt. Angefangen mit der großen dicken fetten Flachfeile, dann flache Schlüsselfeilen, dann 320er / 600er / 800er / 2000er Naßschliff (2000er gibt's im KFZ-Fachhandel).
Wer will, kann zum Schluß nachpolieren. Dafür funktioniert am allerbesten... ganz normale Zahnpasta auf einem Küchen- oder Baumwolltuch! (Den Trick habe ich mir vor Jahrzehnten mal bei einem Profi-Architekturmodellbauer abgeguckt, der damit gesägtes Acrylglas schlierenfrei polierte). Links der Rohling, rechts die fertige Turnfin. In der Spiegelung kann man die Profilform halbwegs gut erkennen:
Zum Schluss kriegen die beiden "Laschen" der Grundplatte noch zwei 4mm Bohrungen, 45° angesenkt für Senkkopfschrauben.
Ich hab's mit dem Polieren nicht so ganz auf die Spitze getrieben - realistisch betrachtet lohnt die Mühe kaum. Denn bei der ersten "Feindberührung" oder beim ersten kleinen Ast im See kriegt sie sowieso wieder Kratzer und Macken.
Was wirklich überrascht: diese eloxierten Baumarktwinkel sind erstaunlich hart! Man kriegt die Turnfin auch mit Gewalt nicht verbogen, dabei ist sie an der dicksten Stelle nur 3mm stark und an der Hinterkante vielleicht noch 0,5 mm.
Die ideale Profilierung (z.B. ein exaktes NACA 0009-Profil) lässt sich so einfach "frei Hand" natürlich nicht erzielen. Dafür kriegt man auf diese Art sehr simpel ein halbwegs gut profiliertes Ergebnis... und es ist billig! Aus 1m Profil sägt man ca. 7-8 Turnfins.