EgonZ schrieb:
Dazu müßte ich nun u.a. wissen, wie weitgehend das Gerüst des Baukastens, also Kiel, Spanten und Stringer, dem Original entspricht?
Zu 100kommanull Prozent, inklusiv Dimensionierung aller Materialien und Holmquerschnitte. Wenn schon, denn schon. Selbst die Beplankungsstärken stimmen genau mit dem Original überein (bis auf winzige Rundungsfehler, die durch die Konvertierung ins metrische System zwangsläufig entstehen). Aufgrund der speziellen Konstruktion des Originals als Marathonboot und zusätzlich der sehr geringen Spantenanzahl wurden ungewöhnlich starke Holme verbaut, die wir in dieser vorbildgetreuen Dimensionierung extra anfertigen lassen. Auch die Bodenbeplankung ist mit 1,5mm (Modell) gegenüber umgerechneten 1,53mm (Original: 5/16" => 7,9375 mm : 5,2 = 1,526 mm) relativ dick. Halt für den rauen Marathoneinsatz ausgelegt: "When the waves go high, the Switzers fly by" lautete der damalige Switzercraft-Werbsespruch für die Baby Bullets und die Bullets. Hat ja auch super funktioniert... die Switzer-Jungs damals wussten offenbar verdammt genau, was sie da machen.
Insbesondere, ob die Spanten im Bodenbereich tatsächlich einfach gerade oder u.U. doch etwas konvex waren?
100% gerade, da ist nicht die geringste Wölbung drin.
Bei Wooden Boat Planes sind sie eher auch gerade.
Falls du den Plan der großen DU-Bullet von classicwoodenboatplans meinst: den würde ich nicht als Referenz heranziehen, der hat etliche (bekannte) Fehler. Ich bin am Anfang selber drüber gestolpert und habe mich an mehreren Stellen gefragt: meinen die das wirklich ernst (und wenn ja, warum?). Dann habe ich diverse ältere Threads in amerikanischen Foren gefunden, in denen die damaligen Original-Piloten aktiv sind... und da ist die Meinung zu dem australischen Plan eindeutig: "Something, which somehow looks like a Switzercraft, but which is definitely NOT a Bullet."
Ein besonders böser Fehler: der Kiel ist in dem Plan nicht gerade, sondern wölbt sich in der Mitte leicht nach unten. Ich weiss nicht, was die da vermessen haben... vielleicht ein falsch gelagertes / verzogenes Boot?! (Aber selbst dann müsste dieser Fehler spätestens beim CAD-Zeichnen auffallen). Daum habe ich ein noch existierendes Original aufgemessen.
Bei der BB könnte es dazu führen, dass sich unter der Mittelsektion ein definiertes Luftpolster aufbaut und dann unter der letzten Sektion nach außen geleitet wird.
Ein definiertes Luftpolster hast du bei der BB genauso wenig wie bei anderen 50er-Jahre-Flatbottoms. Zumindest kenne ich keins, bei dem es so wäre (bei der Foo-Ling wurde mal drüber spekuliert, ob die aufgekanteten Non-Trip-Chines eine aerodynamische Auswirkung haben könnten, aber da war die ANtwort auch höchst simpel: man konnte sie so besser tragen). Zum Aufbau eines Luftpolsters unter einem flachen Rumpf bräuchte man Airtraps, wie z.B. bei den Dreipunktern. Andernfalls findet sofort ein Druckausgleich mit der Umgebungsluft statt, lange bevor die Luft am Heck angekommen ist. In minimalem Maße funktioniert eine Gaskompression auch ohne Airtraps oder andere "Barrieren" (z.B. beim Schall), das reicht aber bei Weitem nicht aus, um ein 250-Kilogramm-Boot anzuheben.
Aber der Fred Snyder liegt nun mal nur noch auf dem flachen Dreieck vor'm Heck auf. Was meinst du, wie der so weit abgehoben hat?
Das ist einfach zu erklären. Auch wenn das Foto der Fred-Snyder-DU-Bullet nur noch Wasserkontakt am Heckspiegel zeigt: das ist eine reine Momentaufnahme. Die Originale sind ja getitscht wie blöd.
Anm.: im Winnebagoland-Video sind ein paar Switzers zu sehen. Auch wenn die aufgrund ihrer Bugform das Wasser erheblich stärker aufschneiden als übliche Flatbottoms (die Bullets waren ja speziell als Marathonboote konzipiert, nicht als CC-Boote), titschen die Originale trotzdem noch. Kein Wunder bei der (originalen) Schwerpunktlage in Verbindung mit den Wellen, die bei Marathons üblich waren (teilweise bis zu 6 Fuß Wellengang laut zeitgenössischen Augenzeugenberichten).
... dieses Design sei wirklich ein großer Wurf. Zumal zu der Zeit manche Kriterien noch garnicht bekannt waren, die da bereits vorhanden sind...
Dafür waren die Entwürfe der Switzer-Brothers berühmt-berüchtigt. Sie haben in den 50ern und 60ern etliche Innovationen in den Bootsbau gebracht, die ihrer Zeit voraus waren.